Waldemar Weber ist dem Leser vor allem als Lyriker bekannt, der auf
Russisch und Deutsch schreibt. Gleichzeitig schrieb er auch Prosa. In russischer
Sprache wurde im Jahre 2015 in Russland sein Buch "101 Kilometer"
veröffentlicht.
Der russische Text bildet zwar die Grundlage für diese im Manuskript
vorliegende deutsche Version, ist aber keine Übersetzung, sondern eine deutsche
Variante des Autors.Man kann dieses Buch als eine Sammlung von Einzelerzählungen
betrachten, auch als Roman oder Memoiren. Es sind autobiografische Texte,
beruhend auf Erinnerungen, eine Art Suche nach der Vergangenheit. Es ist ein
Versuch, sie fiktional wiederherzustellen.
Der Autor wurde in Sibirien als Sohn russlanddeutscher Eltern geboren
und wuchs in der Kleinstadt Karabanowo im Gebiet Wladimir auf. Hier, 101
Kilometer nordöstlich von Moskau, lebten noch einige Jahre politische und
kriminelle Häftlinge, nachdem sie ihre Strafe verbüßt hatten. Die Texte sprechen
von den Bewohnern der Stadt und der Atmosphäre der ersten
Nachkriegsjahrzehnte, in die das Schicksal des Autors und seiner Familie
eingebunden ist.
Es sind realistische Schilderungen, die auf Belehrung, Lamento und
Erbauung verzichten. So steigt aus den Seiten des Buches eine grausame, aber auch wundersame Welt auf, die ein Junge, als Deutschrusse unter Russen ausgestoßen und fremd, trotz allem zu verstehen und liebzugewinnen versucht.
Letztlich ist die Geschichte des Autors (Krieg, Repression, Exil) mit der
Geschichte der Sowjetunon verbunden; nichts in dem Buch spielt vor dem
Hintergrund des Zeitgeschehens, sondern alles geschieht in der Zeit, nichts läuft parallel, sondern alles ist verflochten. Daraus resultiert die Spannung in den Texten.
Die Helden des Buches leben im strengen Rahmen eines totalitären
Regimes, in voller Übereinstimmung mit deren Regeln. Sie denunzieren,
schnüffeln, unterschreiben – kurzum, sie kooperieren auf jede erdenkliche Weise mit den Behörden, um zu überleben.
Aber nicht alle sind so. Auch Freundlichkeit, Geduld und Sanftmut wurden
gelebt. Diese Vielfalt auf kleinem Raum darzustellen – Spiegel einer Welt, die Gut und Böse bis zum Extrem kannte, – war Waldemar Webers Anliegen.
https://waldemar-weber-verlag.de
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