Jeder Zweite schafft die theoretische Führerschein-Prüfung nicht. Deshalb hat Psychologie-Professor Florian Becker eine harte These: Schuld daran seien nicht äußere Umstände, sondern eine bedenklich abnehmende Leistungsfähigkeit bei Jugendlichen. Ein Gastbeitrag
Führerscheinprüfung: 50 Prozent verstehen die Theorie einfach nicht
Besorgniserregende Daten zu unserem Nachwuchs von den Führerscheinprüfungen: Etwa 50 Prozent raffen die Theorie nicht mehr, fallen durch. Jetzt kann das im Einzelfall jedem mal passieren. Aber 50 Prozent? Ein neuer Negativ-Rekord. Für mich ist das ein Hinweis auf das, was wir in der Psychologie gravierende „kognitive Defizite“ nennen. Konkret: Low-IQ, Verdummung. Und fehlende Selbstdisziplin.
Zudem sind die Theorieprüfungen in 12 Sprachen verfügbar, so dass mangelnde Sprachkenntnisse auch nicht als Erklärung herhalten.
Sind wir ehrlich: Die theoretische Prüfung ist eine reine Lernprüfung . Hinsetzen, lernen, sich abfragen, wieder hinsetzen, weiterlernen… bis man es kann. Ja, vieles davon mag „praxisfern“ wirken, uninteressant, langweilig. Es muss nun mal beherrscht werden. Sehr ähnlich wie das, was in der Schule weitgehend stattfindet.
Motto: Lieber profitiert niemand als einige mehr als andere
Lobbyisten wollen derweil Hausaufgaben abschaffen und Noten verbieten, „weil davon manche Kinder mehr profitieren als andere“. Das bedeutet aber: Lieber profitiert niemand, als dass jemand mehr profitieren könnte als andere. Oberstes Ziel sind offenbar jetzt gleiche Ergebnisse für alle – statt einer hohen Durchschnittsleistung.
Fazit: Das Schulsystem droht zur leistungsfeindlichen Komfortzone und zur Spielwiese für Bildungsideologen zu werden, in der Kinder nicht mehr wachsen und verzerrtes Feedback erhalten. Alle sind angeblich überall super! Tatsächlich behindert man die Besten an ihrer Entfaltung, damit alle gleich sind. Gleich klein.
Fahrlehrer schildern mir die Auswirkungen all dessen. Sie begegnen Fahrschülern, für die gründliche Prüfungsvorbereitung ein Fremdwort ist. Woher sollten sie es auch können? Mit dem Low-Performer-Mindset kann man sich zunehmend durch das Schulsystem schlängeln. Schwer umzuschalten, wenn es dann auf einmal härtere Standards gibt. Dazu beschreiben die Fahrlehrer Schüler, die aus Ländern kommen, in denen die Verkehrsregeln ganz eigen gelebt werden. Wer etwas in der Welt herumkommt, kennt das. Ich habe selbst tolle Fotos in anderen Ländern gemacht, was die für Ideen haben, wie man überholt, was man alles auf einem Moped transportieren kann, wie viel auf einen LKW passt ... Fahrlehrer unterrichten Jugendliche, die von Helikopter-Eltern mit dem Auto überall hingebracht wurden – am besten, während sie selbst ins Smartphone schauen. Ihnen fehlt die aktive Verkehrserfahrung, etwa als Radfahrer.
Ich bin überzeugt: Die historisch schlechte Prüfungsbilanz der Fahrschüler ist nur ein Symptom von vielen für ein riesiges Problem, das in unserer Gesellschaft gedeiht. Das alles sind klare Hinweise auf eine zunehmende Verblödung und Demotivation. Kinder wachsen nicht mehr zu den Persönlichkeiten heran, die sie werden könnten.
Das darf uns nicht egal sein! Mit immer mehr Low-Performern sind wir nicht zukunftsfähig als Wissensgesellschaft. Soweit sind sich die meisten einig. Ganz politisch korrekt wird jedoch nur geredet über: „Das liegt an den Schulen, die faulen Lehrer, die erklären das zu schlecht, wir brauchen mehr Sprachförderung, die Kinder verstehen halt nichts, und überhaupt sind die Familien zu arm, daran liegt es, wir müssen die Familien reich machen!“
Kurz gesagt: Äußere Bedingungen sind angeblich schuld. Come on! Damit drehen wir uns seit Jahrzehnten im Kreis. Spannend ist, worüber nicht geredet wird: innere Bedingungen.
Was erfolgreiche Bildung ausmacht
Die stärksten psychologischen Prädiktoren des Bildungserfolgs sind:
Intelligenz (typischerweise gemessen mit dem IQ).
Selbstdisziplin (die Fähigkeit, etwas gegen Widerstand „durchzuziehen“; jetzt zu verzichten, um morgen mehr zu haben; das zu tun, was getan werden muss.)
Bei beiden sieht es leider schlecht aus in Deutschland. Der IQ von Kindern in Deutschland sinkt in zentralen Aspekten – seit rund 30 Jahren. Dieser Anti-Flynn-Effekt ist eine Bedrohung für unsere Wissensgesellschaft.
Комментарии 25
я пишу об общей тенденции.
Это уже и так знаем.
Но мы же все с другой страны приехали,не так ли.
Как и чем объяснить что государству хронически наплевать на подрастающее поколение? Кого оно получит на смену нам?
Раньше это была та самая школа для всех.
У меня тоже в конце месяца денежек тю тю
Если тебе не хватает,то уборщице и подавно